Was ist Meditation?

von Markus Müller

Was ist Meditation?

Meditation ist das Lenken der Aufmerksamkeit auf das, was gerade ist. Es ist ein Vorgang der bewussten Beobachtung von Geist und Körper, in der man jedes Erleben, wie es sich von Augenblick zu Augenblick gestaltet, in seinem Sosein zulässt und akzeptiert. Es geht weder darum, die Gedanken zu zensieren, zu unterdrücken oder zu eliminieren, noch darum, irgendwas zu kontrollieren, sondern allein darum, die Konzentration in Richtung der Aufmerksamkeit beizubehalten. Sobald wir beginnen, unseren Geist aufmerksamer in seiner eigentlichen Aktivität zu beobachten, umso öfter lässt sich entdecken, wie oft wir uns mit Vergangenem und Zukünftigem beschäftigen. Folglich wird uns in einem gegebenen Augenblick nur ein Bruchteil dessen bewusst, was wirklich um uns herum geschieht. Es entgehen uns unzählige Momente unserer Lebenszeit, weil wir nicht vollständig präsent und offen für sie sind. So kann es uns passieren, dass wir weitgehend auf ‚Autopilot‘ schalten oder nur noch mechanisch reagieren. Es ist, als ob wir gar nicht richtig wach wären, oder nur halb da. Die Meditation ist kein passiver Zustand. Es bedarf sogar etwas Anstrengung, um die Aufmerksamkeit konstant zu halten, wahrhaft zur Ruhe zu kommen und auf Ablenkungen nicht zu reagieren. Paradoxerweise geht es in der Meditation aber gerade nicht darum, irgendwohin zu kommen oder eine besondere Erfahrung zu machen. Es geht darum, sich zu gestatten, dort zu sein, wo man bereits ist und sich Augenblick für Augenblick mit der Wirklichkeit des eigenen Erlebens vertraut zu machen. Im Mittelpunkt steht das Zuhören und zwar nicht nur mit den Ohren, sondern mit dem gesamten Körper, mit allen Sinnen, mit allen Gefühlen und mit all den feinfühligen Räumen unseres Bewusstseins.

Meditation

In unserer Strala Yoga 200h Ausbildung gehen wir in Modul 2 ausgiebig auf die Praxis der Meditation ein. Wir blicken hinter die Kulissen so mancher Mythen, üben unterschiedliche Meditationsformen und widmen uns ganzheitlich dieser Geistesschulung.
Aus dem Handbuch unserer Ausbildung findest Du hier einen keinen Einblick über diese umfangreiche Praxis.

Effekte der Meditation

Effekte von Meditationstraining auf Kognition, Affekt, Hirnfunktion, Immunsystem und Epigenetik sowie auf die psychische Gesundheit sind wissenschaftlich belegt. Mit der Meditation haben wir die Möglichkeit, den Geist zu trainieren und unsere Gesundheit zu fördern. Dies ist möglich, weil das Gehirn keine starr verdrahtete Maschine ist. Es verändert sich mit den Erfahrungen, die wir machen. So ist etwa bei Musikern und sogar bei Menschen, die viele SMS schreiben, der Bereich des Gehirns, in dem die stark gebrauchten Finger repräsentiert sind, vergrößert (neuronale Plastizität).
Mittlerweile ist erwiesen, dass das Gehirn ein lebenslang lernfähiges und formbares Organ ist, das bis ins hohe Alter hinein und in Anpassung an äußere Einflüsse ständig weiter ausreift, sich wandelt und neu strukturiert. Regelmäßige Meditation und Achtsamkeitsübungen steigern unsere Aufmerksamkeit, unser Konzentrationsvermögen sowie die Fähigkeit zur Entspannung. Darüber hinaus liegt im Kern dieser Praktiken jedoch auch die Intention, dass wir unsere Möglichkeit zur unvoreingenommenen Wahrnehmung von Freundlichkeit, Großzügigkeit, Mitgefühl, Toleranz, Offenheit und Mut pflegen. Diese Qualitäten unterstützen eine undogmatische, ethische Haltung des Menschseins.

»Meditieren bedeutet, zu sich selbst nach Hause zu gehen. Dann wissen Sie, wie Sie sich um die Dinge kümmern müssen, die in Ihnen passieren, und Sie wissen, wie Sie sich um die Dinge kümmern müssen, die um Sie herum passieren.«

Thich Nhat Han

HÄUFIG GESTELLTE FRAGEN ZU MEDITATION

Im folgenden findest Du ein paar Ideen auf die am häufigsten gestellten Fragen zur Praxis der Meditation.
Vielleicht können diese Antworten ein Impuls sein, es einfach mal auszuprobieren.

Wir dürfen während der Meditation keine Gedanken haben?

In der Meditation werden wir zum Beobachter unserer Gedanken. Wir bewerten oder verurteilen sie nicht. Wir lassen sie aufkommen, betrachten sie und lassen sie weiter ziehen. Wir können uns die Wolken am Himmel vorstellen – das sind unsere Gedanken. Sie ziehen auf, wir betrachten sie und dann ziehen sie an uns vorüber. Genau das machen wir in der Meditation mit unseren Gedanken.

Braucht es absolute Stille herrschen zum Meditieren?

Wir behandeln Geräusche und Ablenkungen genau wie unsere Gedanken. Wir nehmen sie wahr, sobald sie auftreten, be- oder verurteilen sie nicht und lassen sie wieder gehen. Das praktische an dieser Art und Weise Geräusche und Ablenkungen in die Meditationspraxis einzubinden, ist der Effekt, den wir in unserem Alltag spüren können. Wir sind immer von irgendetwas abgelenkt. Doch je mehr wir unser Bewusstsein und unseren Fokus mit Hilfe der Meditation trainieren, umso weniger werden uns die Ablenkungen des täglichen Lebens aus der Bahn werfen.

Zu welcher Tageszeit funktioniert Meditation am besten?

Meditation funktioniert zu JEDER Tageszeit. Wenn wir täglich meditieren möchten, entscheiden wir uns am besten für einen Zeitpunkt, der in unseren Alltag passt.

Müssen wir im Schneidersitz auf dem Boden sitzen?

Wichtig ist: Hauptsache wir sitzen bequem und aufrecht. Dabei ist es egal, ob wir am Boden sitzen, mit einem Kissen, einem Block oder sonstigen Hilfsmitteln. Wir können auf den Schienbeinen sitzen oder die Beine ausstrecken, wir können sogar auf dem Stuhl sitzen oder im Stehen meditieren. Wichtig ist, dass wir eine Sitzvariante wählen, die für jeden von uns individuell bequem ist und uns nicht von der Meditation ablenkt. Es ist durchaus so, dass viele Meditationsformen das Sitzen und die körperliche Bewegungslosigkeit als Instrument benutzen. Wenn man meditiert, geht es jedoch nicht darum, eine Leistung zu erbringen und eigentlich geht es auch nicht um das Stillsitzen. Körper- und Geisteshaltung spiegeln sich im Sinne der Aufrichtung und Offenheit. Liegen vermittelt unserem Körper in der Regel einen Schlafimpuls, daher gilt es, dabei achtsam und wachsam zu sein. Auch wenn Meditation deinen Schlaf positiv beeinflussen kann, ist Schlafen nicht Meditation.

Ist Meditation religiös?

Meditation ist eine spirituelle Praxis. Spiritualität und Religion ist nicht dasselbe. Während wir unseren Atem beobachten oder Gedanken fokussieren, glauben wir nicht an ausgewählte Götter oder folgen besonderen Überzeugungen oder Glaubensbekenntnissen.

Löst Meditation meine Probleme?

Meditation ist kein Allheil- oder Wundermittel. Je regelmäßiger wir meditieren, desto mehr werden wir die positiven Wirkungen von Meditation wahrnehmen können. Meditation hilft uns, unsere unheilsamen Muster und Verhaltensweisen zu erkennen, die Veränderung und Heilung liegt an unserer Reaktion und Handlung auf diese Erkenntnisse.

Welche Meditationsformen gibt es?

Wahrscheinlich gibt es so viele unterschiedliche Meditationsformen, wie es meditierende Menschen gibt, denn jeder Geist ist individuell und spricht anders auf Formen der Stille an.

Ist Meditation schwer zu lernen?

Meditation benötigt etwas Zeit, volle Präsenz, etwas Geduld und Kontinuität. Es ist einfach, aber wir machen das Einfache oft selbst so schwer. Die Technik an sich ist leicht: wir beobachten unseren Atem und fokussieren uns immer wieder zurück auf diesen natürlichen Impuls. Die Integration in den Alltag und das Dranbleiben ist das, was es für viele Menschen kompliziert macht.

Ich glaube, ich kann nicht meditieren. Was mache ich falsch?

Meditation ist keine Frage des Könnens, sondern des Übens. Jeder Mensch besitzt die Fähigkeit zur Wahrnehmung und Präsenz. Es mag zu Beginn schwerer fallen zu meditieren, jedoch gibt es in der Meditation nichts zu können oder zu erreichen.